Lärmarme Mobilität – für Gesundheit, Umwelt und Klima

Mit etwa 70 Teilnehmenden fand am 26.01.2016 in Gelsenkirchen die Tagung „Lärmarme Mobilität – für Gesundheit, Umwelt und Klima“ als gemeinsame Veranstaltung des Ministeriums für Klima, Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz des Landes NRW, des Umweltbundesamtes und des Arbeitsrings Lärm der Deutschen Gesellschaft für Akustik statt.

Fazit

Lärm ist ein erhebliches Umweltproblem und mindert die Lebensqualität der Menschen. Daher müssen alle Möglichkeiten genutzt werden, um Lärm zu vermeiden oder zu verringern. Eine individuelle Vermeidung von Lärm auf freiwilliger Basis kann gesetzliche Maßnahmen sinnvoll ergänzen. Wege für den freiwilligen Lärmschutz sind abhängig vom Bewusstsein bzw. setzen direkt beim Konsum (z.B. Kauf leiser Produkte) an. Viele Aktivitäten zur Lärmvermeidung tragen zu einer nachhaltigen Mobilität bei, die u. a. den Klimaschutz, die Luftreinhaltung und die Ver-kehrssicherheit umfasst.

Zur Reduzierung der  Lärmbelastung des Straßenverkehrs durch die Bürgerinnen und Bürger gibt es u.a. folgende Möglichkeiten:

  • Wahl umweltschonender und nachhaltiger Verkehrsmittel (zu Fuß, Fahrrad, ÖPNV)
  • Änderung des Fahrverhaltens (langsamer, gleichmäßiger)
  • Änderung des Konsum-, Einkaufs- und Bestellverhalten

Dabei wird das individuelle Verhalten beeinflusst von:

  • Gesetzlichen Rahmenbedingungen (z.B. Tempolimit, Marktüberwachung der Reifen, Typgenehmigung bei Motorrädern)
  • Ökonomischen Rahmenbedingungen (z.B. Fahrpreise für den ÖPNV, Steuern, City-Maut)
  • Strukturellen Rahmenbedingungen (z.B. Stadt- und Verkehrsplanung, Radwegeplanung, Car-Sharing-Angebote, Verfügbarkeit von Ladestationen für E-Mobilität)
  • Information und Aufklärung

Erfolge durch gesetzliche Regelungen lassen sich nur schwer oder nur langfristig erzielen. Sie hängen auch oft von der Akzeptanz einer Regelung ab (z. B. von Geschwindigkeitsbegrenzungen). Behörden, Politik und Interessenverbände sollten daher intensiv für eine lärmarme Mobilität werben und das klassische Instrumentarium des Verkehrslärmschutzes damit ergänzen.


Kernpunkte der anschließenden Diskussion waren:

Kinder und Jugendliche sollten frühzeitig für das Thema Lärm sensibilisiert werden. Hierzu können Angebote der Umweltbildung wie z.B. der Umweltbus LUMBRICUS oder die Ausstellung „NRW wird leiser“ einen Beitrag liefern.

Die Reduzierung des MIV durch den Umstieg auf andere Mobilitätsformen (zu Fuß, mit dem Rad) oder auf den ÖPNV trägt zur Lärmminderung wesentlich bei. Ein Umstieg auf den ÖPNV wird durch günstige Fahrpreise und gute Informationen über den Fahrplan erleichtert (s. Beispiel Berlin). Für den weiteren Ausbau des ÖPNV auf dem Land wie auch in der Stadt reichen die Finanzmittel derzeit nicht aus. Hier wurde der Wunsch nach höheren Landeszuschüssen formuliert.

Die Erfahrungen mit Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Tempo 30 sowohl in Städten als auch in kleinen Gemeinden sind durchweg positiv. Das Land Rheinland Pfalz wird den Spielraum der Kom-munen zur Anordnung von Tempo 30 für einen verbesserten Lärmschutz an Hauptverkehrsstraßen klarer regeln.

Beim Schienenverkehr sollten Lärmschutzaspekte bereits in Ausschreibungen für Verkehrsträger berücksichtigt werden.

Bei der Lärmminderung sollte ressort- und ämterübergreifend zusammengearbeitet werden. Durch einen integrierten Ansatz könnten Synergien zwischen Lärmschutz und anderen Belangen (Verkehrssicherheit, Klima, Luftreinhaltung etc.) genutzt und zusätzliche Finanzierungs- und Realisierungsmöglichkeiten für Lärmschutzmaßnahmen geschaffen werden. Ein Wissenstransfer zwischen verschiedenen Ämtern und Institutionen kann zur Lärmvermeidung beitragen.

 

Vorträge

Auswirkungen des Lärms auf die Gesundheit und Lebensqualität
Thomas Myck, Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau

Bewusstsein und Handeln in der Lärmbekämpfung
Elisabeth Lauper, Centre for Development and Environment (CDE) und Institut für Psychologie der Universität Bern

Individuelle Verursachung und Vermeidung von Straßenverkehrslärm
Michael Jäcker-Cüppers, ALD, Berlin

Darf's ein bisschen mehr sein? - Warum beim Motorradlärm kaum Minderung in Sicht ist
Lars Schade, Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau

Lärm- und Kraftstoffminderungs-potentiale bei Kfz-Reifen
Dorothee Saar, Deutsche Umwelthilfe e.V., Berlin

Vorteile des leisen Fahrens für Umwelt-, Klimaschutz und Verkehrssicherheit
Michael Ziesak, Verkehrsclub Deutschland e.V., Berlin

Erfahrungen mit Verkehrsberuhigungen in Berlin
Bernd Lehming, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Berlin